Wie schon im vorherigen Beitrag beschrieben wurde, lässt sich der Datenverlust dann kompensieren, wenn eine aktuelle Datensicherung vorhanden ist. Doch was lässt sich unternehmen, wenn der Backup fehlt? In einigen Fällen können Sie versuchen, die Daten selbst zu retten (solange kein Hardware Fehler vorliegt). Es gibt aber Schadensarten, wo eine professionelle Datenrettung durch Fachleute unentbehrlich ist.
So einen Schaden hatte einer unserer Kunden. Seine Western Digital 3,5Zoll 500Gb WD5000AAJS Festplatte wurde auf einmal vom Rechner nicht mehr erkannt. Sobald die Festplatte an den Strom angeschlossen war, drehte sich der Motor nach ein paar Sekunden nicht mehr. Ab diesem Moment begann für die Festplatte eine lange Reise durch verschiedene IT-nahe Dienstleister.
Es gibt genug Unternehmen, die aus vielen Gründen keine professionelle Datenrettung anbieten können, es trotzdem versuchen, die Kundendaten zu retten. Unter diesen Dienstleistern, die mit ihren „eigenen Datenrettungsmethoden“ die Daten wiederherzustellen versuchen, gibt es drei auffälligsten und meist verbreiteten Variationen des Fehlverhaltens bei einem Festplattendefekt.
Einige versuchen, mit Softwaretools eine physisch defekte Festplatte auszulesen, was in manchen Fällen im Endeffekt sogar zu einem totalen Datenverlust führt. Ein Computer Service versucht, eine durch den Sturz beschädigte Festplatte mit vergeblichem Einsatz von normaler Software zu klonen, bis die Festplatte nicht mehr erkannt wird. Als der Datenträger dann zu uns gebracht wurde, konnten wir leider nicht mehr helfen. Im Grunde konnte danach keiner mehr was machen, weil die nach dem Sturz die verbogenen Schreib-Leseköpfe durch stundenlange Versuche die Datenschichten endgültig beschädigt haben.
Einige Menschen versuchen oft (aus uns unbekannten Grund, ohne den Schaden lokalisieren zu können, die äußere elektronische Platine (PCB des Datenträgers) auszutauschen. Es ist wahrscheinlich zu offensichtlich, da die anderen Komponenten im inneren der Festplatte verbaut sind. Und die PCB ist zum Greifen nah! Auch wenn der Schaden richtig festgestellt wurde, reicht ein einfacher Wechsel des PCB nicht aus, um an die Daten zu kommen. Bei älteren Festplatten hat es früher noch funktioniert, heutzutage ist eine Elektronikplatine der Festplatte viel komplizierter zusammengebaut im Vergleich zu älteren Laufwerken. Ein Wechsel der baugleichen Festplattenelektronik führt eher zu einer Verschlechterung des Schadens, bzw. einer evtl. Beschädigung der Firmware. Übrigens, etwas an der Festplatte umzulöten, ohne sich genau auszukennen, wäre auch nicht gerade empfehlenswert.
Und schließlich die dritte Variation des häufigsten Fehlverhaltens bei einem Festplattendefekt – die defekte Festplatte selbst zu öffnen, um ins Innere zu gucken bzw. diese zu reparieren. Wenn eine Festplatte plötzlich defekt / nicht mehr ansprechbar ist, bedeutet das nicht automatisch, dass das Laufwerk geöffnet werden soll. „Was kann da bei der Platte kaputt sein, außer dem Lesekopf?“ Diesen Satz haben wir schon mehrere Tausendmale gehört. Trotz langjähriger Erfahrung löst dieser Gedankengang bei unseren Support-Mitarbeiter die pure Begeisterung aus. Da die Festplatten technisch gesehen anspruchsvolle Erzeugnisse sind, sowie dementsprechend aus vielen Komponenten zusammengebaut werden, stellen sie ein kompliziertes, aus Hardware und Software bestehendes System dar, das in vieler Hinsicht einem PC ähnelt. Somit gibt es eine unglaubliche Anzahl von eventuell möglichen Defekten. Gerade aus diesem Grund wird zuerst die Untersuchung des Datenträgers auf allen Ebenen vorgenommen.
Aber kommen wir doch zurück zu unserem Western Digital Datenrettungsfall.
Zuerst wurde die Western Digital Festplatte zu einem Bekannten vorbeigebracht. Danach zum regionalen IT-Service Dienstleister. Der Schaden konnte aber nicht diagnostiziert werden. Es gab trotz Software Tools kein Zugriff auf die Daten. Wenn die Festplatte nicht mal richtig startet und nach kürzester Zeit herunterfährt, kann keine Datenrettung mit Free-Tools oder handelsüblicher Software durchgeführt werden.
Da der Datenverlust nicht behoben werden konnte, brachte der Kunde seine Festplatte in eine lokale Handy Reparaturwerkstatt. Dort wurde ein angeblicher Motorschaden festgestellt. Die Festplatte wurde aufgeschraubt. Reinraublabor, Handschuhe, passende Schraubendreher, nötiges Know-how und Ausrüstung für die Datenrettung gab es dort nicht. Die Platte wurde auf einem Tisch mit einem falschen Schraubendreher oder Elektroschraubendreher geöffnet. Das konnte man an rund verschlissenen Torx-Schrauben erkennen. Da es keine sterilen Handschuhe gab, wurden diverse mechanische Bauteile sowie magnetische Oberflächen mit bloßen Fingern angefasst. Wozu es gemacht wurde und was da alles im Inneren der gute Mann (der doch nur helfen wollte) versucht hatte, wissen wir leider nicht. Die Daten konnten bei diesem Vorgang „seltsamerweise“ nicht gerettet werden.
Und so kam dieses WD Laufwerk nach ausgiebigem Probieren und Versuchen endlich zu uns. Der Datenträger wurde selbstverständlich in einem manipulierten bzw. stark bearbeiteten Zustand eingeliefert.
Folgendes haben wir im Labor festgestellt: Aufgebrochene Garantiesiegel, massive Verunreinigung im Inneren Bereich (Schmutz und Staub), fettige Fingerabdrücke an allen möglichen Stellen sowie physische Beschädigungen an oberster Oberfläche, die durch unsachgemäße Bearbeitung (abgerutschter Schraubendreher!!!) entstanden sind. Das einzig nicht manipulierte Bauteil der Festplatte war die elektronische Platine (PCB).
Um an die Daten der betroffenen Western Digital Festplatte zu kommen, musste der Datenträger komplett überholt werden. Nach der Reinigung im Inneren Bereich wurde eine neue Schreib-Leseköpfen-Einheit eingebaut, sowie eine elektronische Ersatz-Platine neuprogrammiert. Nach diesen Maßnahmen konnten leider nur 77% der Daten ausgelesen werden. Der Rest ist leider durch amateurhaften Datenrettungsversuche unwiederbringlich beschädigt. Wäre der Datenträger nicht unsachgemäß geöffnet worden, könnte eine Datenrettungsfirma, die sich auf der Datenwiederherstellung spezialisiert hat, den elektronischen Schaden sofort feststellen und schnell beheben, da die defekte PCB ursprünglich den Datenverlust verursacht hat. Leider konnte aber keiner von nicht spezialisierten Dienstleistern den Schaden richtig diagnostizieren. Somit führte der Datenrettungsversuch von einem Handy Reparaturgeschäft zu weiteren Schäden. Die Kosten für die anspruchsvolle und teure Datenrettung trug letztendlich der Kunde.
Wenn Sie einen Datenverlust haben und es kein Zugriff auf die Daten möglich ist, wenden Sie sich an die engspezialisierten Fachfirmen.
Nur wenige Datenrettungsanbieter verfügen über das nötige Fachwissen, Labor, Hardware, sowie spezielle Werkzeuge, um die Daten retten zu können und den Datenträger behutsam zu bearbeiten, ohne dass es dabei weitere Schäden entstehen. Bedenken Sie, der erste Versuch kann auch der letzte sein.
Sehr geehrter Herr I.
Es ist besonders schwer im Voraus den Aufwand für die Datenrettung einer Festplatte abzuschätzen. Es muss nicht nur der ursprungliche Schaden, sondern auch evtl. hinzugefügte Beschädigungen lokalisiert sowie untersucht werden. Am besten erreichen Sie uns telefonisch über die 02236/394 50 81 Nummer um Ihren Sachverhalt zu besprechen.
Hallo. Leider zu spät gelesen. Habe eine ähnliche Erfahrung mit einem PC-Store erlebt. Mir wurde gesagt, dass jetzt nichts mehr zu machen ist. Was kann denn so eine Festplatten Rettung danach kosten? Ich habe leider kein bloßes Schema wie meine Platte jetzt im inneren aussieht. Sind die Daten noch zu retten?
Georg. I aus Frankfurt am Main